Die Härteprüfung von Messerklingen nach Rockwell (HRC)
Das Thema des heutigen Artikels ist nicht neu, beschäftigt die Messermacher und Messerfreunde aber immer aufs Neue. In englischen und in deutschen Foren wird kontrovers über das Thema Härte von Messerklingen diskutiert.
Die Rockwell Härte von Messerklingen wird durch ein international gebräuchliches Messverfahren ermittelt.
Dabei ist die Maßeinheit Rockwell nicht nur für die Härte von Messerklingen, sondern auch für die Härte vieler weiterer Werkstoffe geläufig.
Prüfverfahren der Rockwell – Härteprüfung
Die Härte des zu prüfenden Werkstückes, – in unserem Fall eine Messerklinge – wird mittels eines Diamanten festgestellt, der in den Werkstoffkörper hineingepresst wird. Hierbei ist die zu ermittelnde Tiefe des Eindringens in den Werkstoffkörper die Grundlage des Prüfverfahrens. Bei einem harten Werkstück dringt der Diamant verständlicherweise weniger weit ein, als bei einem weichen Prüfling, dadurch ergeben sich die unterschiedlichen Messergebnisse.
Beim Härteprüfverfahren nach Rockwell verwendet man elf verschiedene Skalen mit unterschiedlichen Prüfkörpern und unterschiedlichen Prüfkräften. Benannt werden die Skalen mit den Buchstaben A bis H, K, N und T.
Härteprüfung von Messerklingen (HRC)

Die Härteprüfung von Messerklingen erfolgt auf Grundlage der Prüfskala „C“. Die Darstellung des Messergebnisses (beispielsweise 62 HRC) erfolgt erstens aus dem gemessenen Härtewert (62H) Hardness, zweitens aus dem Prüf- bzw. Messverfahren (R) Rockwell und drittens aus der angewandten Skala (hier C) Cone-Messverfahren.
Dabei steht der Begriff Cone für „Kegel“, hier wird die Prüfung der Härte mit einem Kegel aus Diamant durchgeführt.
Qualität der Messerklingen im Bezug auf die Härte nach Rockwell
Oft werden Messerklingen von Laien nach ihrer Härte qualifiziert, die Härte (HRC) von Messerklingen lässt aber nicht zwangsläufig immer auf deren Qualität schließen. Dabei ist ein niedriger Härtewert nicht gleichbedeutend mit minderer Qualität.
Verantwortlich für die Härte von Messerklingen ist zum einen der verwendete Stahl und zum Anderen die vom Messerschmied durchgeführte individuelle Wärmebehandlung.
Diese wiederum ist abhängig vom vorgesehenen Verwendungszweck der Messerklinge. Voraussetzung für eine gute Wärmebehandlung von Messerklingen ist also das Wissen um den späteren Einsatzzweck der Messerklinge. Erst dann kann der Messerschmied den Stahl auswählen und die Wärmebehandlung (und damit die Rockwell Härte (HRC)) genau darauf abstimmen.
Die Wärmebehandlung gliedert sich in die Teilbereiche Härten, Anlassen und gegebenenfalls Tiefkühlen mit Stickstoff oder Spiritus. (Im Rahmen dieses Artikels möchte ich nicht weiter auf die Wärmehandlung eingehen, ich widme diesem speziellen Thema demnächst einen eigenen Artikel.)
Anwendungsbeispiele – Messerklingen mit unterschiedlicher Rockwell Härte
Wenn man sich die Klinge eines Schwertes mit einer Rockwell Härte von 62 HRC vorstellt, weiß man, dass diese wahrscheinlich schon beim ersten Schlag durchbrechen würde oder zumindest sehr stark beschädigt wäre. Ein Kochmesser hingegen stellt mit dieser Härte bei korrekter Verwendung für einen Profikoch einen durchaus üblichen Härtewert dar.
Ein weiteres Beispiel ist das Jagdmesser: Eine Härte von 59-60 HRC sollte hier schon die Obergrenze abbilden. Nicht selten trifft man beim waidmännischen Ausnehmen eines Tierkörpers mit dem Jagdmesser auf Knochen oder Knorpel. Hat man nun für die Klinge eine zu hohe Härte gewählt, muss man damit rechnen, dass die Klinge an der Schneide ausbricht.
Wenn man sich diese Beispiele vor Augen führt, merkt man schon, dass für jeden Einsatzzweck der Messerklinge eine bestimmte Härte festgelegt werden sollte. Bestimmt ein Argument für ein individuell gefertigtes Messer, von einem Messerschmied seines Vertrauens, der genau auf den späteren Einsatzzweck eingehen kann. Im Gegensatz dazu stehen die oft preisgünstigen industriell hergestellten Messerklingen als Massenware mit fast einheitlicher Rockwell Härte (HRC).
Im Bild rechts unten sieht man das Rockwell-Härteprüfgerät mit einer zu prüfenden Messerklinge.